Der TTC in Mainhatten!
Am Freitag des ersten Novemberwochenendes machte sich der TTC Rommersheim mit 19 Teilnehmern auf in die Mainmetropole, um sich die Finalspiele des WTT Champions in der Süwag Energie Arena anzuschauen. Bei diesem einwöchigen Turnier mit einem Gesamtpreisgeld von 500.000 US-Dollar traten jeweils die Top 32 Damen und Herren der Weltrangliste, inklusive je zwei ausgewählter Wildcard-Gewinner gegeneinander an. Gespielt wurde im K.-o.-System über drei Gewinnsätze (ab dem Halbfinale vier Gewinnsätze) an nur einem Tisch in der vom WTT mit Licht- und Soundeffekten in Szene gesetzten Infinity Arena.
Die etwa zweieinhalbstündige Anreise erfolgte mit PKWs und verlief problemlos mit kurzem Stopp zur Stärkung mit Fleischwurstbrötchen und Getränken. Ähnlich problemfrei gestaltete sich auch die Parkplatzsuche in der Stadt, sodass alle nach etwa zehn Minuten Fußmarsch am Maritim Hotel im Zentrum Frankfurts ankamen. Nach dem Check-In konnten kleinere Komplikationen wie bereits durch andere Gäste besetzte Zimmer oder der Ausfall der Zapfanlage der Hotelbar leicht geändert bzw. umgangen werden, sodass sich die Gruppe schließlich mit U- und S-Bahn zur Arena begab. Dort angekommen, startete schon bald die Abendsession mit den letzten Viertelfinals der Damen und Herren, die immer im Wechsel beginnend mit den Damen ausgetragen wurden. Bei Ersteren war bereits am Mittag mit der Rumänin Bernadette Szocs die letzte Europäerin ausgeschieden. Die letzten im Turnier verbliebenen deutschen Spielerinnen Sabine Winter und Nina Mittelham hatten es leider nicht über die Runde der besten 16 hinaus geschafft, sodass sich in den folgenden Spielen vor allem die Chinesinnen als sehr dominant erweisen sollten. Lediglich der Japanerin Hina Hayata gelang neben Sun Yingsha, Wang Yidi und Wang Manyu aus China noch der Einzug ins Halbfinale. Bei den Herren konnte sich zunächst der 17-jährige Franzose Felix Lebrun gegen den Koreaner Lee Sang Su durchsetzen, der nicht nur Timo Boll in der ersten Runde eliminiert hatte, sondern auch den Weltranglistenersten Fan Zhendong bezwungen hatte. Im zweiten Herrenspiel des Abends traf der letzte im Turnier verbliebene deutsche Spieler Dimitrij Ovtcharov auf den Chinesen Ma Long, der von vielen als der beste Spieler aller Zeiten angesehen wird. In einem sehenswerten Spiel mit tollen Ballwechseln zeigte Ma Long seine Klasse eindrucksvoll und setzte sich am Ende deutlich mit 3:0 durch. Damit war der sportliche Teil dieses Tages abgeschlossen und ein Teil der Teilnehmer des TTC ließen den Abend gemütlich im Hotel ausklingen (abgesehen von einem kurzen Feueralarm mit anschließendem Anrücken der Einsatzkräfte) während andere im o´reilly´s irish pub nicht nur die live Musik genossen, sondern auch das ein oder andere Gespräch mit amerikanischen Football-Fans führten, die zum NFL-Spiel angereist waren, das am Sonntag im Eintracht-Stadion Deutsche Bank Park stattfinden sollte.
Tag zwei startete für manche mit einem Aufenthalt im Schwimmbad des Hotels im achten Stockwerk mit tollem Blick über die Frankfurter Skyline. Im Anschluss stand das gemeinsame Frühstück an, bevor es ein paar Stunden zur freien Verfügung gab, die ganz unterschiedlich zugebracht wurden. So besuchten einige den Main Tower, andere ein Museum oder man nutze die Zeit zur Entspannung im Hotel. Gegen 12:30 Uhr ging es dann wieder zur Süwag Energie Arena nach Frankfurt-Höchst, wo an diesem Tag ab 14:00 die Halbfinals stattfanden. Bei den Damen setzten sich in zwei hart umkämpften Spielen die Chinesinnen Wang Yidi und Wang Manyu durch, letztere sogar trotz einer Knieverletzung, die sich während des Spiels zuzog. Besonders in Erinnerung blieben hier die langen flachen Ballwechsel mit hohem Druck, die sich die Spielerinnen lieferten und die immer wieder für Bewunderung auf den Zuschauertribünen sorgten. Im ersten Halbfinale der Herren besiegte Lin Yun-Ju aus Chinesisch Taipeh den Chinesen Wang Chuquin und bestach dabei vor allem mit seinen Aufschlagannahmen. Egal ob kurz oder lang, der 22-Jährige zog grundsätzlich jeden Aufschlag an, wodurch ein sehenswerter Schlagabtausch zwischen beiden Spielern zustande kam. Das zweite Spiel der Herren an diesem Nachmittag war ein regelrechtes Duell der Generationen. Hier unterlag der 17-Jährige Felix Lebrun dem beinahe 20 Jahre älteren Ma Long. Dass beide Fan-Lieblinge sind, wurde sehr gut an der tollen Stimmung in der ausverkauften Halle deutlich. Lebrun lieferte spektakuläre Schläge, wirkte allerdings insgesamt recht aufgeregt und hektisch und zog so gegen den erfahrenen Chinesen, der das Spiel immer wieder entschleunigte und beruhigte, letztlich den Kürzeren. Der TTC begab sich daraufhin wieder in die Innenstadt und ließ den Abend bei einem gemeinsamen Essen in der Bockenheimer Stubb und anschließend in der Hotelbar ausklingen.
Der dritte und letzte Tag der Tour startete erneut mit dem Frühstück im Hotel und etwas Zeit zur freien Verfügung, die die meisten im Hotel verbrachten, während sich eine kleine Gruppe bei leider nur bescheidenem Wetter spontan noch zum Frankfurter Römer aufmachte. Nach dem Check-Out aus dem Hotel folgte die Fahrt zur Halle diesmal mit den PKWs. Kurz vor Beginn der Finalspiele verabschiedete DTTB-Sportdirektor Richard Prause offiziell die 29-jährige Einzel-Europameisterin, Olympia- und WM-Medaillengewinnerin und ehemalige Nummer 13 der Welt Petrissa Solja, die ihre Karriere bereits Ende letzten Jahres beendet hatte mit emotionalen Worten und einem Video ihrer Karriere-Highlights. Das nun folgende Damenfinale gestaltete sich von Beginn an trotz enger Satzergebnisse recht deutlich und auch die verrückte Aufholjagd der aufgrund ihrer Knieverletzung noch etwas angeschlagenen Wang Manyu im vierten Satz von 3:10 auf 10:10 wurde letztlich nicht belohnt, sodass die Weltranglistenfünfte Wang Yidi die um zwei Plätze besser gesetzte Spielerin mit 4:0 bezwang. Das Finale der Herren sorgte anschließend für eine große Überraschung. Der junge, auf Weltranglistenplatz 12 gesetzte, Lin Yun-Ju ging rein faktisch als krasser Außenseiter in dieses Spiel gegen den erfahrenen Ma Long, der in seiner Karriere alles gewonnen hat, was man gewinnen kann und immer noch auf Rang drei der Weltrangliste steht, obwohl er in diesem Jahr noch kein großes Turnier für sich entscheiden konnte. Diese Tatsache und die nur knappe Bilanz der bisherigen Duelle der beiden von 2:5 zugunsten des Chinesen waren jedoch bereits erste Hinweise, dass dies ein sehr enges Spiel werden würde. Hinzu kam die überragende Tagesform von Lin Yun-Ju und ein Ma Long, der spielerisch nicht an sein gewohntes Top-Niveau rankam. Ähnlich wie beim Finale der Damen endeten die Sätze recht knapp meist nur mit einer Differenz von zwei Punkten, jedoch gewann Lin Yun-Ju am Ende verdient mit 4:1 gegen den Chinesen. Nach der Siegerehrung trat der TTC die Heimreise an, die wie die Hinfahrt reibungslos verlief.
Alles in allem war es also eine tolle Tour für alle Beteiligten mit vielen (sportlichen) Eindrücken. Zu guter Letzt bleibt es abzuwarten, ob es sich bei Sprüchen wie „fast so schnell wie bei uns“ oder „den Aufschlag hätte ich durchgerissen“ um maßlose Selbstüberschätzung handelt, oder ob man doch den ein oder anderen Eindruck ins eigene Spiel integrieren kann. Ein ganz großer Dank gilt der hervorragenden und reibungslosen Organisation der Tour durch die Vereinsführung sowie den freiwilligen Fahrern!